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Capgemini: Fertigungsbranche schöpft Potenzial von 685 Mrd. US-Dollar nicht aus

  • Zielkonflikte behindern Innovationen in 60 Prozent der Unternehmen

  • Die Hälfte aller Produkte wird bis 2020 „smart“ sein

  • Mangel an Software-Kenntnissen, digitalen Strategien und Kooperationen erschweren servicebasierte Geschäftsmodelle

Studie Smarte Produkte: Fertigungsbranche schöpft Potenzial von 685 Mrd. US-Dollar nicht aus (Grafik: Capgemini).

Die globale Fertigungsindustrie könnte mit der Einwicklung smarter, vernetzter Geräte bis 2020 einen Umsatz von 519 bis 685 Milliarden US-Dollar erzielen. Doch trotz Investitionen ist es für viele Unternehmen ein schwieriger Weg, ihre Produktion erfolgreich auf Digital Engineering umzustellen. Dies zeigt die Studie „Digital Engineering: Wachstumsmotor für die Fertigungsbranche“ des Digital Transformation Institute (DTI) von Capgemini, die in neun Ländern durchgeführt wurde.


Die Fertigungsbranche setzt auf neue Technologien: 50 Prozent der befragten Unternehmen planen, in den nächsten zwei Jahren über 100 Millionen Euro in digitale Technologien zu investieren. Die 1.000 befragten Führungskräfte gehen davon aus, dass 50 Prozent ihrer Produkte 2020 smart, vernetzt und somit fähig sind, Daten zu erfassen und mit ihrer Umgebung auszutauschen. Damit werden auf den Service ausgerichtete Geschäftsmodelle bedeutsamer, 18 Prozent der Anbieter wollen bis 2020 sogar ohne klassische Produktfertigung auskommen. Der Anteil des Betriebs bestehender Altsysteme am IT-Budget sinkt im Vergleich zu 2014 von 76 auf 55 Prozent. Dennoch fällt es vielen Unternehmen schwer, die Produktion smarter Produkte voranzutreiben.


„Unsere Studie zeigt, dass die erfolgreichsten Unternehmen einen definierten digitalen Strategieplan und eine für Experimente und agiles Handeln offene Unternehmenskultur haben und mit anderen Unternehmen bei der Produktinnovation kooperieren“, betont Dr. Markus Rossmann, Leiter des internationalen Kernteams der Digital Manufacturing Services bei Capgemini. „Vor allem aber nutzen 93 Prozent der erfolgreichen Unternehmen aus smarten Produkten generierte Daten, um daraus umsetzbare Erkenntnisse abzuleiten. Branchenweit macht davon heute nur rund ein Viertel aller Unternehmen Gebrauch.“


Servicebasierte Geschäftsmodelle: Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit


Aktuell profitieren Unternehmen nur bedingt von den seit 2014 zunehmend in die Digitalisierung investierten Beträgen. Zwei Drittel der Befragten sehen einen Grund dafür in widersprüchlichen Zielen: Sie sollen Markteinführungen beschleunigen, indem bestehende Produkte weiterentwickelt werden, jedoch auch vermehrt in neue, vernetzte Produkte investieren. Zudem ist es 60 Prozent der Unternehmen noch nicht gelungen, den gesamten Lebenszyklus eines Produkts von der Entwicklung bis zur Fertigung vollständig zu digitalisieren. In die Forbes-Liste der innovativsten Unternehmen schafft es aktuell nur jedes fünfte Unternehmen der Branche, trotz einem Anteil von 58 Prozent an den weltweiten Forschungs- und Entwicklungsausgaben.


Jean-Pierre Petit, Head of Digital Manufacturing bei Capgemini dazu: "Das für die nächsten zwei Jahren prognostizierte Potenzial intelligenter, vernetzter Produkte und digitaler Kontinuität ist zu groß, um den Investitionsbedarf zu ignorieren. Doch der Weg zum Erfolg ist anspruchsvoll. Die Branche muss eine Balance zwischen dem Erhalt ihres Kerngeschäfts und Investitionen in neue digitale Technologien finden. Sie sollten in digitale Fähigkeiten, Ökosysteme, Werkzeuge, Roadmaps und neue Arbeitsweisen investieren. Wer dies richtig angeht, wird nachhaltig davon profitieren."


„Unser Ziel ist es, das Geschäftsmodell so weiterzuentwickeln, dass es servicebasiert ist und Cloud-Architekturen beinhaltet. Dies ist der entscheidende Weg, um sich in einem Markt reiner Hardware-Anbieter über unser Leistungsversprechen zu unterscheiden“, sagt Antoine Destribats, Vice President - Industrial Operations bei Schneider Electric.


Smarte Produktentwicklung benötigt Dateneinsatz und Software-Skills

Die Studie verdeutlicht, dass moderne Konzepte wie Digital Twins, eine auf dem Internet der Dinge aufbauende Technologie, selten genutzt werden. Die virtuellen Abbilder physischer Objekte werden nur von 16 Prozent umfassend genutzt, 45 Prozent sind noch nicht über die Pilotphase hinaus. Insgesamt fließen zu wenig der generierten Daten in den Design- und Entwicklungsprozess: Nur ein Viertel der Hersteller nutzen Daten aus vernetzten Produkten zur Produktinnovation. Künstliche Intelligenz zur Analyse von Kundendaten kommen bei zwei von fünf Unternehmen zum Einsatz. 54 Prozent der Unternehmen haben Programme zur Kooperation mit Start-ups, Drittanbietern und Zulieferern aufgesetzt, doch weniger als ein Drittel nutzen die Ökosysteme zur gemeinschaftlichen Produktentwicklung. Software-Kenntnisse für Digital Engineering fehlen vor allem der Hälfte der Unternehmen, die bis dato am wenigsten den Wechsel zur Produktion smarter Produkte vollzogen haben. Dort fehlt es an Kenntnissen über Datenmanagement (bei 86 Prozent), App-Design (95 Prozent) und Künstlicher Intelligenz (94 Prozent).


„Da die Konnektivität von Produkten zunimmt, werden vermehrt Software-Kenntnisse für den Herstellungsprozess benötigt. In der Fertigungsindustrie werden die Produktzyklen kürzer, wie wir das aus der Digitalbranche bereits kennen. Die Studie belegt, dass Hersteller Software-Kenntnisse, eine durchgehend digitale Produktion und den Übergang zu servicebasierten Geschäftsmodellen als wichtigste Faktoren einer sich wandelnden Branche betrachten“, so Rossmann. „Unternehmen müssen sich mit Trainings, Tools und neuen Wegen kollaborativen Arbeitens dafür wappnen. Nur mit Neueinstellungen wird es nicht getan sein.“

Der Report steht hier zum Download bereit. Eine umfangreiche Infografik finden Sie hier.



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