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Capgemini World Payments Report 2018

Österreich bleibt dem Bargeld treu

  • Bargeldlose Transaktionen stiegen in Österreich zwischen 2012 und 2015 um durchschnittlich 0,9 % an

  • Boom beim digitalen Zahlungsverkehr in Entwicklungsmärkten

  • Kunden fragen immer mehr digitale Zahlungsmöglichkeiten nach, aber regulatorische und operative Hürden hemmen Innovationen

Wolfgang Barvir, Head of Financial Services bei Capgemini in Österreich (Grafik: Capgemini Österreich, Abdruck honorarfrei!).

Der digitale Zahlungsverkehr boomt und wird vor allem von Ländern wie Russland und China vorangetrieben. In Österreich bleibt die Akzeptanz verhalten. So der heute von Capgemini und BNP Paribas veröffentlichte World Payments Report 2018. Weil BigTechs[1] auf dem Markt immer präsenter werden und etablierte Unternehmen gleichzeitig vor technisch und regulativ komplexen Herausforderungen stehen, ist die Innovationslandschaft im Zahlungsverkehr noch nicht klar aufgeteilt. Aus dem Report geht hervor, dass die von Banken bisher angeleiteten Initiativen für eine neue Zahlungsverkehrslandschaft nicht ausreichen werden, um langfristig den Markt zu beeinflussen. Die umfassende Finanzdienstleistungs-Community – einschließlich Organisationen des öffentlichen Sektors, Regulierungsbehörden und Drittanbieter - muss ihre neuen Rollen festlegen und mit marktdominierenden Anbietern und Nachfragern des Zahlungsverkehrs enger zusammenarbeiten, um eine reibungslose, ausgewogene und nachhaltige Entwicklung des Ökosystems für Zahlungen sicherzustellen.


In Schwellenländern boomt das bargeldlose Zahlen


Der Bericht sagt voraus, dass bargeldlose Transaktionen eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 12,7 Prozent bis 2021 aufweisen werden, nach einem Wachstum von 10,1 Prozent in den Jahren 2015 bis 2016, in dem das Gesamtvolumen der bargeldlosen Transaktionen 482,6 Milliarden erreichte.


Schwellenländer treiben den Boom der bargeldlosen Zahlungen. Für den Zeitraum 2015 bis 2016 waren das vor allem Russland (durchschnittliche Wachstumsrate 36,5 Prozent), Indien (33,2 Prozent) und China (25,8 Prozent).


Entwicklungsmärkte werden in den nächsten fünf Jahren eine durchschnittlich jährliche Wachstumsrate von 21,6 Prozent aufweisen, angeführt von Asien mit 28,8 Prozent. Bis zum Jahr 2021 dürften die Entwicklungsmärkte für rund die Hälfte aller bargeldlosen Transaktionen weltweit verantwortlich sein und damit erstmals die Industrieländer überholen, deren aktueller Anteil bei 66,3 Prozent liegt.


Im Gegensatz dazu bleiben österreichische Zahler verhalten, wenn es um „cashless“ geht: Von 2015 auf 2016 stieg die Zahl der Transaktionen pro Kopf um 2,2 Prozent (2014/15: -1,4 Prozent). Zwischen 2012 und 2015 betrug das durchschnittliche jährliche Wachstum 0,9 Prozent. Die europäische Wachstumsrate liegt zum Vergleich bei 7,1 Prozent.


BigTechs öffnen ihre Brieftaschen


Der Zahlungsverkehrsmarkt bleibt weiterhin in Bewegung, da sich neue Technologien durchsetzen und sich BigTechs sowie FinTechs stärker behaupten. Besonders E-Wallets sind auf dem Vormarsch und bieten große Marktchancen für neue Zahlungsanbieter. Im Jahr 2016 machten E-Wallets 8,6 Prozent der bargeldlosen Transaktionen aus (Volumen 41,8 Milliarden), von denen 71 Prozent von BigTechs-Anbietern bereitgestellt wurden.


Innovation trifft auf Komplexität


Obwohl immer mehr neue Payments-Anbieter auf den Markt drängen und sich die Branche vor konstanten Umbrüchen sieht, bleibt die Entwicklung von innovativen Zahlungsverkehrsökosystemen äußerst komplex. Dies ist zum einen durch eine Vielzahl von Regularien und die sich ständig ändernden technischen Anforderungen bedingt, aber auch aufgrund von Erwartungen gegenüber den derzeitigen Sicherheitsstandards. Nur 38 Prozent der für den Report befragten Bankmanager gaben an, dass sie eine Schlüsselrolle in neuen Zahlungsverkehrsökosystemen spielen wollen.


"Da die Nachfrage nach digitalen Zahlungen weiterhin rasant wächst, sollten einige Banken ihre Entscheidung, keine Schlüsselrolle in neu entstehenden Zahlungsverkehrsökosystem einzunehmen, überdenken", erklärt Wolfgang Barvir, Head of Financial Services bei Capgemini in Österreich. "Mit ihrem bedeutenden Marktanteil in der Zahlungsverkehrsbranche und der Einführung neuer Technologien sind Banken in der einzigartigen Position, den Markt zu gestalten. Sie können durch innovative, kooperative Beziehungen zu FinTechs und die aktive Beteiligung der breiten Finanzdienstleister-Community auch neue Einnahmequellen erschlossen werden."


Neben den Banken, sollten auch die Corporate Treasurer ihre Rolle im neuen Ökosystem berücksichtigen, da sie Mehrwertdienste erwarten, die sicher, effizient, zuverlässig und global sind und diese Dienste gemeinsam mit den Banken gestalten könnten.


“Großkunden als Nutzer von Zahlungsdienstleistungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Innovationen in der Zahlungsbranche. Werden sie nicht einbezogen, verpassen die Zahlungsverkehrsdienstleister, insbesondere die Banken, eine wichtige Gelegenheit, neue Angebote im Transaction Banking wie Cash Aggregation, Cash Forecasting und automatisierte Treasury-Lösungen zu gestalten", sagt Bruno Mellado, Head of International Payments and Receivables bei BNP Paribas. "Diese Angebote könnten Finanzleitern die Möglichkeit bieten, um in Unternehmen nicht nur eine operative Rolle zu spielen, sondern um einen strategischeren Part als bevorzugter Dienstleister einzunehmen."


Viele Teilnehmer, die auf die Komplexität von Innovation auf dem Zahlungsmarkt hingewiesen haben, gaben an, dass die Einführung einer Echtzeit-Zahlungsinfrastruktur durch mangelnde Interoperabilität zwischen den Systemen[2] (identifiziert von 74,1 Prozent der Führungskräfte) und durch schwache Daten- und Autorisierungsstandardisierung (59,3 Prozent) behindert würde.


Bei der Distributed Ledger Technology (DLT) haben 85,9 Prozent der Befragten die mangelnde Interoperabilität, 83,1 Prozent mangelnde Klarheit der Vorschriften und 77,1 Prozent Skalierbarkeit als einschränkende Faktoren genannt.


Der Bericht zeigt auch, wie wichtige Regulierungs- und Brancheninitiativen (key regulatory and industry initiatives, kurz KRII) Konflikte verursachen können, wenn sie sich von einer regionalen auf eine globale Ebene ausbreiten. Widersprüchliche KRII stellen Implementierungs- und operative Herausforderungen dar, die den Übergang zu neuen Zahlungsökosystemen behindern könnten. Beispiele sind die Fünfte Geldwäscherichtlinie (the Fifth Anti-Money Laundering Directive, kurz 5AMLD) und der PSD2-Konflikt sowie die DSGVO und PSD2.

Methodik


Der World Payments Report 2018 besteht aus einer Primärforschung, die auf Executive Interviews und einer Online-Umfrage basiert. Diese Ausgabe enthält auch die Einführung des Payments Open Banking Assessment, das den Stand des Open Banking in 16 Ländern aus Zahlungssicht darstellt.

World Payments Report Infographic (Grafik: Capgemini Österreich, Abdruck honorarfrei!).
 

[1] BigTechs sind große, multinationale Technologieunternehmen wie Google, Amazon, Facebook, Apple, Alibaba, Tencent, etc.


[2] Weltweit gibt es derzeit mehrere Echtzeit-Zahlungssysteme mit unterschiedlichen Kriterien in Bezug auf Geschwindigkeit, Volumen, Wert und Abwicklung, z.B. IMPS (Indien), FAST (Singapur), NPP (Australien), FPS (Großbritannien).



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