24/7-Versorgung bis ins hinterste Tal treibt Fixkosten in die Höhe und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an ihre Belastungsgrenzen
Wer bringt auch in Krisenzeiten die frischen Lebensmittel täglich in die Zentralläger der Lebensmittelketten sowie bis in die hintersten Gebirgstäler? Österreichs Lebensmittel-Logistiker sind in Zeiten von Corona und Hamsterkäufen gefragt wie nie zuvor. Ein klarer Krisengewinner könnte man meinen. Doch so einfach ist es nicht. „Durch den Wegfall der Bereiche Tourismus und Gastronomie kommt es zu einem Umsatzrückgang von 30 Prozent“, rechnet Frigologo-Gründer und Eigentümer Fritz Herzog vor und betont: „Als Schlüsselbetrieb müssen wir dennoch alle Systeme aufrechterhalten, um die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sicherzustellen.“
Der Lebensmittelhandel in Österreich ist so organisiert, dass die Lieferanten, also zum Beispiel Molkereien, Backwaren- oder Wurstfabriken, für die Belieferung der Zentralläger verantwortlich sind. Der Handel selbst verfügt über keine sogenannte „Beschaffungslogistik“. Damit die Läger so voll sind, wie im Fernsehen gerne gezeigt, bedarf es täglich externen Logistikaufwandes: „Konkret sieht es so aus, dass sieben Tage die Woche rund um die Uhr fachkundiges Personal in streng getrennten Schichten und Zonen zur Verfügung stehen muss, um die Grundversorgung sichern zu können. Ein sehr kostenintensives Modell, aber zum Schutz des Personals nicht anders organisierbar“, erläutert der Frigologo-Eigentümer.
Hamsterkäufe machen Planung unmöglich
Eine weitere Herausforderung sind die stark schwankenden Mengen (Stichwort „Hamsterkäufe“), die eine vernünftige Planung nahezu unmöglich machen. „An manchen Tagen müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis zu ihren physischen Grenzen arbeiten und dann gibt es Tage, an denen 30 Prozent unter der Durchschnittsmenge bestellt werden, da sich die Haushalte im Überfluss eingedeckt haben“, sagt Herzog. „Wir möchten uns an dieser Stelle aber ausdrücklich bei allen unseren Beschäftigten bedanken, die sich seit Beginn der Krise vorbildlich verhalten und mit ihrer Leistung die Versorgung der österreichischen Bevölkerung sichergestellt haben.“
Kurzarbeit hilft zwar, Kapazitäten können aber kurzfristig nicht abgebaut werden
Die Kurzarbeit hilft natürlich. Die Kapazitäten an Lagerfläche und Transportraum können aber nicht kurzfristig abgebaut werden und müssen aufgrund der hohen Mengen-schwankungen ständig einsatzbereit zur Verfügung stehen bzw. vorgehalten werden. Herzog weiter: „Realistischer Weise müssen wir davon ausgehen, dass sich vor Erhalt eines Impfstoffes diese kostenintensive Situation nicht wesentlich verändern wird. Ebenso werden sich die Umsätze aufgrund des fehlenden Tourismus erst im Jahr 2022 wieder normalisieren. Auch wenn es uns besser ergeht, wie manchen anderen Branchen. Ein Profiteur der Krise sieht anders aus!“
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